Das Rathaus Friedrichshagen, 1899 eingeweiht, war bis 1920 das Amtshaus der eigenständigen Gemeindeverwaltung Friedrichshagen. Zwischen 1920 und 2011 diente es wechselnden Zwecken. Durch Engagement der Bürger wurde es neu belebt.

Über uns

Interview

Seit 1899 – Ein Haus für die Menschen im Quartier


EIN GESPRÄCH MIT TOBIAS APELT

Was können Sie über sich und über das Haus als Einführung erzählen?

Ich bin hier im Haus in einer Doppelfunktion. Ich bin Geschäftsfüher der Rathaus KG und der Vorstand der Brau- und Genusswerkstatt Berlin Friedrichshagen AG. Begonnen hat das alles im Jahr 2007. Über mehrere Jahrzehnte war hier im Haus die Polizei mit zahlreichen Büros vertreten. Die Polizei sollte auf höhreren Beschluss bis 2010 ausziehen und das Gebäude wurde vakant. Es gab damals zahlreiche Interessenten für das Objekt – u.a. eine Schönheitsklinik, die hier einziehen wollte.

An dieser Stelle muß ich nun einen historischen Bogen schlagen, damit auch Nichtberliner unsere Beweggründe verstehen. Die Friedrichshagener waren schon immer ein eigenwilliges Völkchen. Das hängt natürlich mit der fast inselhaften Vorstadtlage zusammen. Die Menschen hier am Standort mußten sich im Wandel Zeiten und Systeme buchstäblich durchkämpfen. Der Standort war stets geprägt vom bürgerschaftlichen Engagement und so ist Entstehungsgeschichte des Rathauses sehr eng mit den Menschen aus der Region verbunden. Das Rathaus-Grundstück wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch testamentarische Zuwendung eines ansässigen Polzeihaumtmannes a.D. an die Gemeinde gespendet. Durch zahlreiche Geldspenden der Friedrichshagener und natürlich auch mit am Standort erwirtschaftetem Steuergeld wurde in wenigen Jahren das Rathaus gebaut. Selbst für damalige Verhältnisse war es enorm hochwertig ausgestattet. Mit den breiten Treppen und dem opulenten Saal war es der ganze Stolz der Bürger. Ein Friedrichshagener Prestigeprojekt, welches selbstbewußt mit dem Leitsatz „Dem Wohle der Bürger“ signiert wurde. Für rund 20 Jahre war hier im Haus eine extrem effektive Verwaltung tätig, welche leider mit Eingemeindung des Ortes nach Groß-Berlin endete. Friedrichshagen verlor buchstäblich über Nacht seinen Bürgermeister und das Gebäude beherbergte in den nächsten 100 Jahren Polizisten, Schachfreunde, die Steuerkasse, das Standesamt und hinter dem Rathaus sogar eine Warmbadeanstalt. Details zur Geschichte des Hauses finden Sie hier auf der Website unter dem Menüpunkt GESCHICHTE.

NEUBEGINN IM JAHR 2010.

Für die Anwohner Friedrichshagens war der Verlust des Gebäudes als öffentliches Haus gefühlt untragbar. Schnell fanden sich engagierte Köpfe & Enthusiasten, welche den Ort für die Menschen im Quartier in offener Funktionalität erhalten wollten. Die Frage war nun: Wie nutzen wir das Haus? Werden wir Investoren sein? Werden wir selbst Mieter? Am Ende hat sich dann herausgestellt: Wir müssen wirtschaftlich werden. Wir müssen eine Gesellschaft gründen. Es entstand eine KG, welche Bürgerschafliches Engagement und investitionsvolumen in sich vereinte. Es entstand ein Nutzungskonzept, welches eine Mischung aus Bildung, Kultur, sozialen Angeboten und Gastronomischen Leistungen präsentierte. Dieses Konzept ist heute Realität. Das Haus beherbergt Angebote für Künstler, Familien, Senioren, eine Musikschule, eine Kita und mit dem Ratskeller / Festsaal auch gastronomische Angebote.
Über uns
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Das Rathaus Friedrichshagen, 1899 eingeweiht, war bis 1920 das Amtshaus der eigenständigen Gemeindeverwaltung Friedrichshagen. Zwischen 1920 und 2011 diente es wechselnden Zwecken. Durch Engagement der Bürger wurde es neu belebt.

DAS HIER, DAS JETZT UND DIE ZUKUNFT DES HAUSES

Darf man sagen, daß Sie es geschafft haben? Worauf sind Sie stolz und wo liegt die Zukunft des Hauses?

Geschafft haben wir tatsächlich die nahezu komplette Sanierung des Hauses. Unser altes Rathaus strahlt als Gebäude heute wieder in altem Glanz. Wir haben das Engagement der Vorfahren wirklich für die Zukunft bewahrt und in eine neue Zeit überführt. Ich mag das Wort „Stolz“ nicht besonders, aber ein kleines Glücksgefühl erfasst mich immer wieder, wenn ich von oben auf die neu entstandene Kita mit dem großen Spielplatz schaue. Hier ist durch Komplettsanierung des Altbaues und durch den Anbau etwas komplett Neues entstanden, was wir an eine kommende Generation übergeben werden. Natürlich freue ich mich als Gastronom sehr, dass der sanierte Ratskeller so gut angenommen wird. Das gesamte Rathaus-Team freut sich zudem, dass unsere kulturellen Veranstaltungen langsam über Friedrichshagener Grenzen hinaus bekannt werden.

Für die Zukunft wünsche ich mir natürlich noch mehr Gäste im Haus, vor allem aus der Berliner Innenstadt. Für den City-Berliner ist Friedrichshagen noch immer gefühlt „weit draußen“. Der Müggelsee ist, wie vor 100 Jahren, der Ort für anreisende Ausflügler. Dabei ist doch unser Ort ganz wunderbar mit S-Bahn, Bus und Tram zu erreichen. Mit der S-Bahn ab Ostkreuz sind Sie in gut 30 Minuten bei uns. Natürlich ist Zukunft auch mit Geld verbunden. Derzeit erhöhen wir den Takt unserer Kulturveranstaltungen und wir bringen noch mehr Abwechslung in das Programm. Wer unsere Veranstaltungen besucht, der unterstützt also ganz direkt unser Haus und unser Projekt.

Übrigens kann bei uns im Haus auch wieder geheiratet werden. Das historische Bürgermeisterzimmer eignet sich hervorragend für Trauungszeremonien. Im großen Saal bieten wir zudem ein weites Event-und Gastronomieangebot für Hochzeitsgesellschaften, Jubuliäen und Firmenevents.

Zum Schluss noch eine Frage zum Thema Bier. Sie haben ja ein eigenes Bier entworfen? Was hat es damit auf sich?

Da muß ich Sie gleich korrigieren. Unsere Marke DOLLE MOLLE gibt es bereits in vier Sorten. Als echtes Berliner Craft-Beer wird es sehr gut angenommen. Besonders beliebt ist unser Kupfersamt. Vielleicht weil die Farbe des Bieres an den Berliner Feierabend erinnert. Unsere Hausmarke ist jedoch viel mehr. Wir haben unser Bier ja ganz nahe an der Berliner Tradition angelegt. Sie können bei uns das Bier, wie vor 100 Jahren, abfüllen lassen. Wie zu Großvaters Zeiten gibt es unsere Molle in nachfüllbaren Glasflaschen mit Keramikverschluss. Hier kombinieren wir Tradition mit dem heutigem Umweltaspekt. Bier in Einweg-Plastikflaschen war und ist uns ein absoluter Graus. Sehr langfristig ist geplant, dass wir hier direkt im Hauskeller Bier brauen. Dieses Thema liegt jedoch in fernerer Zukunft.

Sie haben vorhin nach „Stolz“ gefragt: Unser Bier ist mittlerweile in einigen Hotels in der Region und auch bei externen Händlern verfügbar. Es freut mich wirklich sehr, dass wir dem alten Brauereistandort Friedrichshagen wieder ein eigenes Bierlabel geben konnten.

Im Ganzen haben wir heute Kulturangebote, Soziale Beratung, Kinderbetreuung, Lernangebote, Shopping und Gastronomie wieder in einem Haus vereint. Das alte Rathaus ist kein Amtssitz mehr, aber es ist jetzt ein rundum denkmalgerecht saniertes Gebäude, welches offen ist für die Bürger und Gäste in Berlin-Friedrichshagen. Besuchen Sie uns.
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