Geschichte

Seit 1899 – Ein Haus für die Menschen im Quartier

Baugeschichte und Denkmal

Das Rathaus ist das Wahrzeichen Friedrichshagens.
Schon 1886 vermachte der Polizeihauptmann a. D. Carl Bayer sein Grundstück Friedrichstraße 85 (heute: Bölschestraße 87), das in der Tiefe bis zur heutigen Peter-Hille-Straße reichte, der Gemeinde Friedrichshagen „zu Lehrerwohnungen und zu Schulzwecken“. Dem damals steigenden Bedarf an Schulen begegnete die Gemeinde ab 1895 zunächst durch Neubauten und Einrichtungen auf anderen Grundstücken.

Das gepachtete Gemeindeamt in einer Nebenstraße und der Versammlungsort der Gemeindevertreter in einem gemieteten Saal wurden jedoch den Anforderungen der Ende des 19. Jahrhunderts auf rund 10.000 Einwohner angewachsenen, wirtschaftlich prosperierenden Gemeinde inzwischen weder funktional noch repräsentativ gerecht. Daher beschloss der Gemeinderat 1897, auf dem Bayerschen Grundstück ein Haus für die Friedrichshagener Gemeinde-, Amts-, und Standesamtsverwaltung zu errichten. Das Vermächtnis Carl Bayers sowie Spenden und Steuergelder der Bürger von Friedrichshagen ermöglichten den Neubau in zentraler Lage, an der heutigen Bölschestraße.

Den von der Gemeinde ausgeschriebenen Architektenwettbewerb für das Rathaus gewann der Zimmermeister Peter Groth. Die Architektur kombinierte Elemente der Spätgotik und der Renaissance und entsprach der Funktionalität wie auch dem Selbstverständnis und Ansehen des Ortes. Die Straßenfassade ist mit Cottaer Sandstein verkleidet. Am Ziergiebel befindet sich eine Uhr und die programmatische Aufschrift „Dem Wohle der Bürger“. Die übrigen Fassaden sind als ornamentierte Sichtziegelfassaden ausgeführt. Im Inneren wurde das Gebäude in allen öffentlichen Bereichen mit Stuck, vergoldeten Ornamenten, Wandgemälden und Holzvertäfelungen reich ausgestattet. Im Souterrain etablierte sich ein Ratskeller mit gastronomischem Angebot.

Das Rathaus wurde 1899 offiziell eingeweiht.

Das Gebäude fasste Gemeindevertretung und -amt zum kommunalen Herz Friedrichshagens zusammen. Die Friedrichshagener Verwaltung galt als mustergültig. Mit der Eingemeindung nach Groß-Berlin verlor Friedrichshagen jedoch 1920 die kommunale Selbständigkeit. Das Gebäude diente nun als Sitz verschiedener Geschäftsstellen des Stadtbezirks Berlin-Cöpenick und als Standesamt. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das Gebäude als Polizeiwache genutzt. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude mit Mitteln aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ im laufenden Betrieb restauriert. Unter mehreren Schichten Farbe fand sich im ehemaligen Sitzungssaal das Wandbild „Der Alte Fritz bei seinen Siedlern“, 1903 gemalt von Woldemar Friedrich, das an den Ursprung Friedrichshagens erinnert.

Gegenwart

Der Sitzungssaal, das Bürgermeister- und das Standesamtszimmer sowie das Treppenhaus wurden bereits in den 1990er Jahren originalgetreu restauriert.
Bereits während die Polizei Nutzer des Rathauses und seiner Nebengebäude war, wurde das Haus, insbesondere der ehemalige Ratssaal, für Führungen, Kunst- und Kulturveranstaltungen sowie Bürgerforen, Runde Tische, Ausschusssitzungen der BVV und Empfänge genutzt. Neben lokalen Kulturveranstaltern und der Werbegemeinschaft Friedrichshagen e. V. gehörte vor allem der Bürgerverein Friedrichshagen e. V. zu den temporären Mietern. Das gesamte Ensemble ist als Einzeldenkmal in der Denkmalliste Berlin eingetragen.

Im Zuge der Berliner Verwaltungsreform wurde 2007 erstmals bekannt, dass die Polizei ausziehen und die Liegenschaft "vermarktet" werden würde. Ein geplantes freies Bieterverfahren konnte mit Unterstützung der BVV und des Bezirksamtes 2010 gestoppt werden. Verschiedene Betreiberkonzepte wurden von der Rathaus-Initiativgruppe, zunächst getragen vom Bürgerverein und der Werbegemeinschaft Friedrichshagen, ausgearbeitet und die Verhandlungen mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH aufgenommen.

Nach jahrelangen Verhandlungen mit der Liegenschaftsverwaltung des Landes Berlin konnte im Dezember 2013 ein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen werden. Die Schlüsselübernahme erfolgte am 30. 4. 2014. Nun wird schrittweise das Nutzungskonzept umgesetzt.

Für eine nachhaltige Nutzung sind erhebliche Investitionen in die barrierefreie Erschließung, eine sinnvolle Raumaufteilung, die technische Infrastruktur, die Erhaltung der historischen Bausubstanz und in einen ökologisch sinnvollen Gebäudebetrieb erforderlich.

Die ersten Mieter und Nutzer sind 2014 eingezogen und es wurde mit der baulichen Projektentwicklung begonnen. Nach den umfangreichen Abstimmungen mit der Denkmalpflege begannen im Herbst 2015 erste Sanierungsarbeiten und im Frühjahr 2016 die Umbaumaßnahmen. Der erste Bauabschnitt wurde 2017 fertiggestellt. Der Ausbau des Ratskellers und die Entwicklung des Hofhauses folgen in den kommenden Jahren.

Link: Seite Time-Line
Testament - Vermächtnis des Friedrichshagener Polizeihauptmannes a. D. Carl Baye
Passage des Vermächtnisses / Scan, Original im Landesarchiv Berlin
Unterstützungsschreiben
Wandbild
Rathaus Fiedrichshagen

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Friedrichshagen Projekt GmbH & Co.KG

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